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Mittwoch, 6. August 2014

22. Erzgebirgs-Bike-Marathon in Seiffen am 03.08.14

Bereits frühs 6 Uhr bimmelt’s, nach einer Nacht, in der Coco the cat mal nicht durch den Schrank oder durchs Kippfenster will und erstaunlich ruhig ist. Sie kommt frühs auch gar nicht richtig aus dem Bett, die Kleine, na ja, zum Fressen und Würschteln schon, danach gleich wieder husch, ab in die Heia auf’n Schlafzimmerschrank. Sicher müde von der Mäusejagd im Beet der Nachbarin am Abend zuvor.

Gesittet rolle ich nach Seiffen, parke mein Kfz so nah wie noch nie am Startgelände direkt neben HDW und Pitt Brett und hole meine feine Startnummer „1234“. Die Schlange an der Anmeldung hält sich zwar in Grenzen, dennoch werde ausgerechnet ich von einer EBM-Helfersdame gefragt, ob ich ein Tscheche bin und ob ich denn auch meinen Ausweis dabei habe. Tja, einmal Tscheche, immer Tscheche. Ich kann ihr zum Schluss glaubhaft versichern, kein Tscheche zu sein. Auf meine Anfrage an die mit in der Schlange stehenden Biker, ob ich wirklich aussähe wie ein Tscheche, ernte ich kollektives Verneinen. Auf dem Rückweg noch mal fix die Hände zum Himmel gereckt, dass sich bitte der Dixi-Steve nicht irgendwo im Dixi-Klo verbarrikadiert hat. Er hat es zum Glück nicht.

Mein Warmfahren fällt recht kurz aus, dafür darf ich mich im Raceblock ganz hinten einreihen – na toll. Laura „LH“ Hoffmüller steht neben mir, und wir wünschen uns viel Glück im EBM-Gemetzel.
Der Start erfolgt 9 Uhr und für meine Begriffe viel zu langsam im Schritttempo behind the Führungsfahrzeug, erst im Tal geht es scharf. Ich mache ein paar Positionen gut am ersten Asphaltberg, fahre aber zu Beginn nur kontrolliertes Halbgas, weil das Feld meistens wieder im Seiffener Grund zusammenrollt – so auch heute. Zwischendurch zerlegt einer ein Huhn vor mir, ich kann zum Glück noch ausweichen; das Huhn hat’s aber nicht überlebt. Schon in der Einführungsrunde gibt’s neben dem Huhn die ersten Ausfälle. Bei Torsten „Mütze“ Mützlitz beispielsweise zerbröselt es mit einem Knall den Hinterreifen. Mein Teamkollege Immanuel „FKJ“ Stark macht inzwischen Motortraining hinterm Führungsfahrzeug und hat 50 m Vorsprung aufs Feld. Er wird sogar gebeten, die anderen doch bitte wieder herankommen zu lassen.

An rund 30. Position erklimme ich die Alp de Wettin – die Alp ist übrigens ein weibliches Substantiv. Die Strecke ist von Beginn an sehr ruppig und glitschig, weil’s die Nacht zuvor gewittert hat, und ich komme wieder nicht in die Gänge. Unterwegs schiebt mich HDW an einem kleinen Schotterhügel sogar spaßeshalber an. Mit Mühe halte ich seine Gruppe, die fast ausnahmslos aus Kurzrundlern besteht. Mitten im Wald steht dann auf einmal FK mit Plattfuß. HDW hält an und überlässt ihm sein Hinterrad, sodass FK nicht so viel Zeit verliert. Seine Beine sind heute exorbitant.
Das erste Mal die Steilabfahrt runter lasse ich’s etwas vorsichtig angehen, weil ich die Strecke nicht abgefahren bin die Tage zuvor, doch alles läuft problemlos mit den großen Rädern. Unten im Grund verbottelt mich liebenswerter Weise die MdFK. Die jetzt folgende lange, jedoch nicht allzu steile Asphaltrampe ziehe ich eine kleine Gruppe am Hinterrad mit, bevor es in die Abfahrt und wieder hinauf zum Gel Drop geht. Dort kommt von hinten FK angeheizt und nimmt mich mit den Worten „Mitfahrgelegenheit, Güldi!“ netterweise zwei Kilometer am Hinterrad mit. Danach ist er mir zu schnell, der Übermensch.
Gespannt steuere ich nach dem Elektro-Häuschen oben auf der Kuppe des Col de Reichelt den neuen Streckenabschnitt an, den mir tags zuvor Rico Lasseck eingehend beschrieben hat. Einzig am erst später kommenden sogenannten Chickenway hat er sich vertan. Lieber Rico, auch bei Stau im technischen Abschnitt rechter Hand ist der längere Chickenway langsamer. Ich hab’s in Runde eins ausprobiert. Fahrer, die ich schon überholt hatte, liegen jetzt wieder vor mir. Cheise.
Die Abfahrt in den Seiffener Grund rollt gut, aber noch zündet es nicht so recht bei mir. An der Alp de Wettin werde ich von Laura Hoffmüllers Geschwistern (GdLH) astrein verbottelt und angefeuert – besten Dank – und fahre zügig den Col hinauf.

Runde zwei bin ich anfangs allein auf weiter Flur, fahre jedoch nach ein paar Kilometern auf zwei Mann auf, überhole beide mit Überschuss, sie beißen sich am Hinterrad fest, und wir rollen zunächst zusammen als Trio weiter. Einer geht an einem Anstieg flöten, der andere mir bis dato unbekannte Fahrer wird mich mehr oder weniger bis zur Rundendurchfahrt begleiten als „Lutscher“. Keinen Meter Führung, obwohl er nur die Mitteldistanz fährt und mit Racefully am Start ist. Dank des Berichts beim MDR Sachsenspiegel weiß ich aber jetzt, dass es der australische X-Terra-Profi Ben Allen ist.
Auch Runde zwei verläuft gar nicht zufriedenstellend, mir fehlt noch der Druck auf der Kurbel. Aber Runde drei kommt ja noch … Eine Schrecksekunde gilt’s zu überstehen, als eine Radamazone mitten in der Abfahrt zum neuen Teilstück vor mir stehenbleibt und ich um ein Haar in sie reinrausche. Mädel, Hände weg von den Bremsen und rollen lassen, das ist sicherer – für dich und für deine Hintermänner! Dem Australier entlockt das nur das internationale Schimpfwort, was mit „F“ anfängt und mit „uck“ aufhört. Im steilen Gegenanstieg kopple ich den Mann aus Down Under zunächst ab, lasse den „Hühnchenweg“ diesmal links liegen und nehme die technische Abfahrt, die wider Erwarten dann doch nicht mehr durchgängig fahrbar ist. Ein Absatz erscheint mir als zu glitschig und zu gefährlich, sodass ich ihn in meinem gesetzten Alter mal vorsichtshalber runterrenne. Die im Zickzack angelegte Streckenbegrenzung am Ende des technischen Abschnitts hat auch nur noch künstlerischen Wert, da diese mehr oder weniger plattgewalzt ist und es uns ermöglicht, den Downhill straight on mit Vollgas zu nehmen. Fein so. Der Australier robbt sich dank eines Staus in einer Abfahrt wieder an mich heran.
Zum Seiffener Grund hinunter muss ich bissl Slalom um die zu umrundenden Fahrer fahren, komme aber nach einigen Schlenkern heile im Tal an. Auch auf dem Asphaltstück genießt Onkel Ben meinen Windschatten. An der Alp de Wettin warten schon wieder die emsigen GdLH und verbotteln mich, der Australier geht am Col nach hinten flöten. 
Auf geht’s in Runde drei. Meinen Rücken „freut’s“, dafür tut mein A… mal nicht weh dank neuer, bequemer Hosen.

Immer noch mit gefühltem „Halbgas“ knattere ich die ersten ruppigen Abschnitte entlang, kann aber weder vor noch hinter mir Fahrer meiner Strecke ausmachen. Wo sind die denn alle? Wo liege ich überhaupt, bin ich 15ter oder 20ster? Warum fahre ich überhaupt drei Runden und verkaufe nicht Döner in der Chemnitzer Innenstadt – oder in Tschechien –, Mensch? Ich bin gefühlt so langsam unterwegs, dass doch nun mal einer from behind kommen muss? Es kommt keiner.
Die holprigen, feuchten Abschnitte im ersten Rundenteil nehme ich, so gut es geht, und bleibe stets dem Motto eines Kreißsaals treu: pressen, pressen, pressen. Aber endlich, kurz nach der Steilabfahrt und die anschließende Asphaltstraße hinauf überhole ich einen von Krämpfen geplagten Fahrer, der zu diesem Zeitpunkt noch vor mir liegt. Vorher verbottelt mich die MdFK zum dritten und letzten Mal, diesmal mit Cola spezial à la Güldi, dem erhofften (legalen) Zünderli. Und prompt, exakt bei Kilometer 86,8 – ich habe extra auf den Tacho geschaut – zündet’s bei mir. Ich kann auf einmal dicke Gänge fahren die etwas steileren Rampen hoch. So muss das sein. Ich fliege teilweise an den zu umrundenden Fahrern vorbei, dass es mir schon fast etwas peinlich ist. Und ich überhole vermutlich einen weiteren Fahrer der Langstrecke seinem Tempo nach zu urteilen. Wenn das so weiter geht, hole ich noch den Hannes Genze ein. Selbst beim Gel Drop treffe ich jetzt schon zum zweiten Mal in Folge, was einer Gesamtquote von immerhin 66,6 % entspricht und eigentlich eine Zeitbonifikation zur Folge haben müsste. Oben beim Werkstattservice kurz vor der Motocross-Strecke erzählt ein EBM-Helfer seinem mit Stift bewaffneten Gehilfen was von Platz 5. Toll, denke ich mir, der hat sicher in der Grundschule dazu beigetragen, den Notendurchschnitt in Mathematik zu senken, der meint sicher Platz 15. Egal, jetzt können mich nur noch ein Plattfuß stoppen – oder eine parkende Radamazone. Der neue, heute zum dritten Mal zu absolvierende Streckenabschnitt verläuft flüssig mit gutem Hufgas, fix erreiche ich das Tal und erklimme zum vierten Mal die Alp de Wettin. Die GdLH sind immer noch da, und eins der jungen Mädchen rennt den ganzen Col neben mir hoch und filmt mit dem Handy. Die lautstarke Kulisse lässt mein Rückenaua vergessen, Krämpfe habe ich absolut keine. Auch am Werbegerüst am Gipfel der Alp erzählt der Moderator was von Platz 5. Na, so ein Quatsch, können die denn alle nicht zählen?
Ein kontrollierender Blick zurück sagt mir, dass ich es ruhig angehen lassen kann ins Ziel. Das tue ich auch und komme völlig unbemerkt ohne jegliches Trara im Ziel an, fahre gleich zum Foto mit der Brünetten und dem Nussknacker durch und verabschiede mich zum Kärchern nach ein paar aufbauenden Iso-Drinks. Meine Platzierung weiß ich noch immer nicht, ich weiß nur, dass Hannes Genze vor Peter Hermann und Sebastian „FK“ Stark gewonnen hat und ein Tscheche Vierter geworden ist. Dieser Tscheche bin aber nicht ich, sondern Martin Splitek von CS Specialized HK. Steht das HK eventuell für Hühnchenkiller? Man weiß es nicht. Der entfesselte FK verpasst Platz 2 nur um 25 Sekunden wegen seines Plattfußes.

Zurück am Auto treffe ich auf Pitt „Brett“ Götze, der das Rennen wegen gesundheitlicher Tücken leider aufgeben musste. HDW kommt auf Platz 20 ins Ziel, da er ja einen nicht geplanten Reifenschaden zu beheben hatte. Später beim Kärchern erlebe ich über Hörfunk mit, wie LH als Erste der Damen ins Ziel kommt auf dem langen Kanten. Hammer, Chapeau, Awesome usw. Wenig später gibt’s natürlich ein Drückerli von mir, FK lässt mich gewähren. Ich selbst weiß immer noch nicht, wo ich angekommen bin, und lasse mir die Nudeln schmecken. Irgendwann hängen auch die Ergebnisse aus, und ich muss mit Erstaunen feststellen, dass ich tatsächlich die Dreier-Teamstaffel der Männer gewonnen habe und auch noch Fünfter der Gesamtwertung geworden bin. Ich kann das nur damit erklären, dass viele Heizer die Kurz- oder Mittelstrecke gefahren sind oder einen schlechten Tag erwischt haben. Der Abstand zum Sieger Hannes Genze ist beachtlich, auch FK hat mir in nur gut zwei Runden ordentlich Zeit draufgedrückt. Trotzdem bin ich froh über die Platzierung und qualifiziere mich hiermit für die Siegerehrung.

Im Zelt ist es muffig und sau warm, und ich habe Hitzewellen. Meine Menopause kommt früher als gedacht. Zum Glück sitzt des Waldmeisters knuffige Susann neben mir, die das Ganze erträglich macht. Die Siegerehrung zieht sich, da die Langstrecke erst am Schluss bei nicht mehr ganz so vollem Zelt abgehalten wird, im Prinzip genau falsch herum. Aber die beiden Moderatoren Andreas Fischer und Andreas Clauß ziehen die Show routiniert durch. Am Ende stehen drei TBR’ler auf dem Podium: LH (1./1.), FK (3./2.) und Güldi (5./2.). FKJ wird in Begleitung Lauras 37., André Fischer, seines Zeichens SchwadFK, wird als Nichtradfahrer 86. „Die Macht ist stark in der Familie.“ Nicht auszudenken, was mal aus Paul „FKM“ Stark wird, der ja LHs und FKs Gene hat. Zum Glück ist er knapp 29 Jahre jünger als ich. FK wird obendrein noch Gesamtzweiter in der MME-Serie und staubt einen weiteren Nussknacker ab, der Wicht. Meine Wenigkeit schafft es wieder nur auf Platz 11, was fast ausnahmslos dem Pannenfestival in Jablonne beim Malevil Cup zu verdanken ist. Ärgerlich.

Vielen Dank an dieser Stelle an die vielen fleißigen Helfer, an die Fahrer, die ausnahmslos Platz beim Überholen gemacht haben, und an Mario H., den mit Haarausfall kämpfenden Starverkäufer vom Biker-Boarder, der mir zügig dringendst benötigte Teile binnen vier Werktagen organisierte. Ich hatte heute nicht den Hauch eines technischen Defekts, keine Kettenklemmer, keine Schaltprobleme, nix. Wer mich kennt, weiß, dass das ein Sechser im Lotto bei mir ist.

Daheim verkaufe ich sogleich den gewonnen großen Spanbaum an meine Ellis, denn Coco the cat würde bei mir daheim nur Kleinholz draus machen. Und bei Modder gibt’s Hühnchen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Güldichék Aßmúzi hat fertig.

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