Umso erstaunter sind wir beide, als wir uns in
Löbichau nach nur 12 Stunden Trennung erneut sehen. Laura „LH“ Hoffmüller, der erkältete
Immanuel „FKJ“ Stark und sein nagelneuer Neffe Paul „FKM“ Stark sind auch
dabei. Das „M“ steht für Mini. Die Idee, in Löbichau zu starten, reift erst
frühs, als ich die Hausordnung mache und beim Treppensteigen und
Wassereimerschleppen merke, dass die Beine noch halbwegs zu gebrauchen sind.
Ich checke die Startzeiten und stelle fest, dass ich das zeitlich noch locker
schaffe. Alles andere als die kurze Runde tue ich mir heute aber nicht an. Also
Rad putzen, Steuersatz und Schrauben festziehen, hinten einen Seitenschlag von
der gestrigen Ronda Extrema rauszentrieren, eine 4 km lange Install Lap fahren, und ab geht’s mit
Drei-Tage-Bart und Egon-Krenz-Gedächtnis-Augenringen nach Löbichau.
Die große Runde (102 km) startet um 12 Uhr, die
mittlere (54 km) um 12.20 Uhr, die kurze (31 km) um 12.40 Uhr. Es ist genug
Zeit, sich vorzubereiten. Im Startbeutel findet man übrigens mehr brauchbares
Zeug als in der Starttüte am Lago.
Unser Start ist zwar zügig, aber das Tempo noch human.
Nach den ersten flachen Einführungskilometern geht es kurz ins Gelände. Die
ersten vier Leute vor mir verpassen allerdings die Einfahrt in den Trail, aber
dank Rico Lasseck, der hinter mir fährt und sich auskennt, biege ich nach
seinem Zuruf gerade noch rechtzeitig links in den Trail hinein. Wieder oben auf
der LPG-Straße angekommen, stelle ich fest, dass ich schon ein recht großes
Loch zum Rest des Feldes habe, ziehe aber nicht durch, weil sich das nicht
gehört, wenn sich das halbe Feld verfährt. Zuerst kommen Marcel Stein, etwas
später die Spitzengruppe herangerollt. Zu siebt fahren wir bei beschaulichem
Tempo der Halde entgegen, wo in der kurzen Runde hier schon die Entscheidung
fallen muss. An guter Position steuere ich die Steilkurve an, doch der Grip auf
grobem Schotter ist suboptimal. Ich werde durchgereicht und schaue
mir das Gebolze zunächst von hinten an. Nach dem Motto „Wer früh startet, wird
früh müde“ bleibe ich erst mal sitzen und fahre meinen Stiefel. Erst im zweiten
Abschnitt der Halde gebe ich Stoff und rolle bis nach ganz vorne durch. Oben
angekommen, lasse ich Marcel Stein noch mal rankommen, um zu zweit die
Flachstücke besser pressen zu können. Nach der Abfahrt folgt wieder ein
Geländeabschnitt, und Immanuel Heine und ein weiterer Fahrer schließen kurz
auf. Am letzten Col kurz vor der Steilrampe setzen sich Marcel und ich dann
endgültig ab und fahren die Asphalt- und Schotterwege dem Ziel entgegen. Zum
letzten Mal bin ich in Löbichau vor drei Jahren gefahren und wundere mich, als wir
nicht nach rechts stechen, wo noch eine kleine, giftige Rampe gewartet und mir
in die Karten gespielt hätte, sondern geradeaus Richtung Förderturm und
Sportplatz kurbeln. Mein Tacho zeigt auch erst 28 km und noch keine Stunde
Fahrzeit. Spätestens als Steini immer schneller wird, mache ich mir Sorgen, ob
das jetzt denn schon das Ziel sei. Leider ist es das auch, und ich habe keine
Chance, den Sprint zu meinen Gunsten zu beeinflussen. Das nächste Mal weiß ich
aber Bescheid. Dritter wird Immanuel Heine.
Die mittlere Runde gewinnt im Sprint Waldmeister
Sascha Heinke, der eine Sekunde vor FK das Ziel erreicht. David Seidel wird
Dritter und LH bei den Damen Zweite.
Okay, die 5,5 Stunden und 3800 Hm lange Vorbelastung
am Vortag und die 7 Stunden dauernde Heimreise waren heute bei uns beiden nicht wegzudiskutieren, zufrieden sind FK und ich aber dennoch, auch wenn wir
ausnahmsweise nur die kürzeren Distanzen gefahren sind. Man möge es uns
nachsehen.
So, nun hole ich etwas Schlaf nach, regeneriere ein
wenig und schleime mich wieder bei meiner Mieze Coco ein, die ich drei Tage zur
Obhut bei den Eltern hatte. Miau.
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