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Montag, 7. Oktober 2013

12. Adelsberger-Bike-Marathon am 03.10.13

Von Sonntag bis Mittwoch letzte Woche habe ich mit allen – legalen – Mitteln versucht, diese besch… Erkältung in den Griff zu bekommen: Vitamine, Tee, Honig. Pünktlich am Donnerstag, dem 3. Oktober, war sie vorerst weg. Grund genug, um bei meinem Heimrennen in Adelsberg an den Start zu gehen. Da es keine längere Strecke als die 60 km gibt, habe ich mich wie immer für diese angemeldet.

Im Startgelände übergab ich noch recht müde – denn Katze Coco war schweinerollig – meine Flaschen meinem Vadder, machte mich rennfertig, fuhr mich bei kühlen Temperaturen bissl warm und stellte mich vorne ran ans recht große, gut besetzte Starterfeld. Bereits vor dem Startschuss gab es den ersten Defekt – das Startfahrzeug sprang nicht an, also schnell Ersatz besorgen, und ab ging die Post nach kurzer Bummelphase hinter dem neuen Auto.

Am ersten Col lief’s mal wieder bekloppt, und ich machte mir schon Sorgen, ob das mit der Erkältung die richtige Entscheidung war heute. Erst am zweiten Berg drehten die Beine dann solide, sodass ich keine Probleme mehr hatte, das Tempo zu halten. Auf dem längeren Asphaltstück vor der Halfpipe war die Führungsgruppe noch sehr groß, in die Halfpipe hinein fuhr ich anschließend kontrolliertes Tempo, damit mir bloß der Reifen drauf bleibt auf der Felge; im Hammergrund übernahm ich dann die Spitze, die ich über den gesamten Rennverlauf eigentlich nur auf den langen Asphalt- und Schottergeraden abgab.

Den Steilanstieg Mitte der Runde konnte man sorglos mit dem großen Blatt hochdrücken. Oben angekommen, waren wir auf einmal nur noch zu fünft, was ich erst später merkte, weil ich immer vorne fuhr und nicht sah, was hinten passierte. Die Führungsgruppe bestand jetzt aus Steve Scheffel, Torsten Mützlitz, Rico Süße, Micha Trommer und mir. Die anderen Fahrer mussten da bereits reißen lassen. Unser Quintett blieb bis zur ersten Rundendurchfahrt unverändert. 
Die Verbottlung bei Zieldurchfahrt ging beinahe in die Hosen, da die Damen dort noch nicht ganz bereit für uns waren. Ich griff mir mit meinen kurzen Ärmchen gerade so eine Flasche, verkantete allerdings mit dem Vorderrad und wäre beinahe schön abgeflogen in Richtung Turnhalle. Ich konnte den Lenker aber herumreißen und auf dem Hobel bleiben, sonst wäre es ganz schön aua geworden. Meinen anderen Mitstreitern schien es ähnlich ergangen zu sein, denn ich war im Anstieg zum Schösserholz zunächst alleine, aber dann kamen Mütze und Co. wieder herangefahren. Fein die knuffige Susann und ihre Schwiegermama Bärbel Heinke gegrüßt, holte ich vorne fahrend die erste Männerstaffel ein und fuhr bei ordentlichem Gegenwind den Plattenweg runter. Da eierte ein Ehepaar auf Tourenrädern rum. Und natürlich zog die Frau, als sie uns kommen hörte, prompt nach rechts. Blöd nur, wenn dort gerade der Güldi angeschossen kommt. Ich konnte der Trulla gerade noch so ausweichen, aber die Meute hinter mir musste voll in die Eisen. Die gehören dort nicht hin! Keine Startnummer, Schutzbleche, Fahrradständer, Gepäckträger. Ich halt’s nicht aus. Den folgenden ansteigenden Asphaltteil gönnte ich mir im „Windschatten“ von Mütze und natürlich auch von Rico eine kleine Pause, bevor ich hinter den beiden Team-Fast-Heizern den Trail hinabsteuerte. Beide ließen es ordentlich krachen, aber weg kamen sie nicht. Torsten und Rico schafften auch wieder den Anschluss, und zu fünft mit mir als Lokomotive fuhren wir den Hammergrund und den Steilanstieg zum zweiten Mal hinauf. Oben merkte ich erst an der Verpflegungsstelle, dass wir nur noch zu dritt waren, da ich heute meine Rückspiegel vergessen hatte. Dixisteve und Micha waren weg. Kurz vor der Verpflegungsstelle wurde ich von meiner leiblichen Modder astrein verbottelt. Das war übrigens die sehr kleine Frau mit dem sehr großen Korb rechts am Weg. Unser Trio blieb fortan zusammen, und wir umkurvten etliche Kurz- und Mittelrundler, was insbesondere auf den Abfahrten nicht ungefährlich war. Die Zieldurchfahrt nach Runde zwei klappte beinahe problemlos, wenn da nicht ein Zuschauer blindlings von links nach rechts über die Straße gerannt wäre. Er musste sicher dringend aufs Klo, was ich ja verstehe, doch vorher bitte nach rechts schauen, ob da evtl. ein Radler angeflogen kommt. Auch hier konnte ich einer Kollision gerade noch aus dem Weg gehen.

Die dritte Runde begann wie die zweite: Ich fuhr den kompletten ersten Anstieg und auch den Plattenweg von vorn, das Asphaltstück diente zur Erholung, bevor ich in der Halfpipe wieder die Führung übernahm. Den Hammergrund ging’s jetzt zum dritten Mal hoch. Rico hinter mir klang inzwischen wie ein Mix aus Asthma und Leidenschaft. Er schnaufte wie eine Dampflok, deren Kessel bald platzt. Den Steilanstieg bewältigte ich zügig, aber noch nicht mit Vollgas wieder auf dem „großen“ Blatt. Zum letzten Mal vermodderte mich meine Bottle, und wir „stürzten“ uns in die Abfahrt. Auf dem Schotterziehweg hinauf Richtung Col de V.I.P. fragte mich Rico, ob Teamkollegin Laura Hoffmüller schwanger sei. Ich bestätigte das und gab ihren voraussichtlichen Entbindungstermin preis, wir diskutierten in unserer Männergruppe wohl auch noch etwas darüber und fuhren zügig weiter. Ich spielte jetzt wieder die Lokomotive. Den letzten schnellen Downhill das Feld hinunter überstanden Mensch und Maschine schadlos, obwohl wieder recht viele Leute zu überholen waren. Der letzte Asphaltanstieg sollte also die Entscheidung bringen zwischen uns dreien. Aber Pustekuchen. Rico zog zwar kurz vor Ende des Anstiegs am Horn und an mir vorbei, doch ich konnte sein Hinterrad halten. Mütze war auch noch mit von der Partie. Rico nahm wieder raus, wir schauten uns alle kurz an und fuhren piano durch die Eigenheimstraße hindurch zum Autohaus vor. Hier galt ja auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h. Kurz nach dem Autohaus zog Rico erneut einen Sprint an, ich konnte abermals mitgehen. Blöderweise war der folgende Weg hier recht schmal und mittendrin ein Kurzrundler. Wir nahmen ihn mit Vollgas notgedrungen in die Zange, Rico zog rechts, ich links an ihm vorbei, ich bekam wieder mal einen Busch voll in die Fresse, war aber jetzt kurz vor Rico. Mütze ging uns irgendwo verloren beim Sprinten. Als Erster bog ich in die scharfe Linkskurve zum Sportplatz hinunter, fuhr recht weit innen, damit Rico nicht hindurchschlüpft, und trat noch mal richtig drauf. Die Rechtskurve ins Ziel war enger als gedacht, das Geländer kam immer näher, doch ich stürzte nicht und war nach zehn Jahren mal wieder glücklicher Erster im Ziel. Rico, dem man heute früh sicher was in den Tee getan hatte, folgte drei Sekunden nach mir, Mütze weitere zwanzig Sekunden. Enge Kiste.
Weil ich recht alle war, bin ich ohne abzusteigen gleich durch die Massen im Ziel durchgefahren, um ein paar Minuten auszurollen. Das Siegerinterview folgte etwas später.

Ich zog mich fix um, trank einen heißen Tee, mein waschechter Vadder erkannte mich anschließend nicht, als er nur einen Meter an mir vorbeiging. Das liegt daran, dass er mich nur am Wochenende sieht. Da kann man schon mal vergessen, wie der eigene Zögling aussieht.
Als Preis gab es neben einer Geldprämie ein Sixpack Bier, was einige Umdrehungen aufwies und ich es deshalb meinem Vadder vermachte, der sich mit Bier besser auskennt als ich.

So, nun ist die Erkältung wieder da, und ich werde mir jetzt wieder mit Schokolade und Gummibärchen den Wanst vollschlagen, um einen Grund zu finden, auch in der Saisonpause bissl zu trainieren. Die DM in Münsingen habe ich vorwiegend aus Kostengründen konsequent sausen lassen, und Cyclocross ist absolut nix für mich Langstreckenzwerg. Bis die Tage.

Der Start
(C) by Philipp Hartung
Die Meute jagt mich
(C) by Philipp Hartung
Ende Runde 1
(C) by Philipp Hartung
De Modder verpflegt mich
(C) by eigener Vadder
Ende Runde 2 (C) by Philipp Hartung
Zielsprint Runde 3
(C) by Philipp Hartung
Das Interview
(C) by eigener Vadder
De Modder und ihr Wurf (C) by eigener Vadder
Die Siegerehrung 60 km
(C) by Philipp Hartung